Das wache Bewusstsein des Menschen für den Alltag
Die Wirkung des schöpferischen Denkens auf Innenwelt und Umwelt
„Ich bin doch ein Mensch und keine Maschine“ sagen wir heute schnell einmal, wenn uns zu viel an „Funktionieren“ abgefordert wird. Erst bei genauerem Hinschauen stutzt man, in wie vielen Lebensbereichen man schon versucht, mit System das beste herauszuholen, seien es Freizeitangebote, Entertainment oder Partnerschaft.
Viele Arbeitnehmer arbeiten heute schon in einem Umfeld mit der Grundstimmung, dass Systeme oder Maschinen dem individuellen Beurteilen und Handeln des Menschen überlegen seien. Auch die menschliche Leistung und der Wert eines Mitarbeitenden werden zunehmend durch digitalisierte Methoden und Kennzahlen bewertet. Es ist wohl nicht schwierig zu bemerken, dass etwas individuell Wertvolles dadurch nicht erfassbar ist. Skepsis darüber führt aber lediglich zu der Antwort, dass das System ja noch nicht fertiggestellt wäre und man noch an der Optimierung arbeiten würde.
Selbst in der Umgangssprache können wir nicht mehr klar unterscheiden zwischen den Gefühlen des Menschen, und „Gefühlen“, die wir in modernen Computerprogrammen abrufbar machen, um uns dort Menschlichkeit vorzutäuschen. Computer können heute schon die Gefühlssituation des Bedieners in Kategorien einteilen und angeblich intelligent darauf reagieren. Zum Beispiel arbeitet man an Programmen, mit denen ein Mensch heute online eine Psychotherapie durchlaufen kann, ohne einem Menschen als Therapeuten zu begegnen, sondern einem auf künstlicher Intelligenz basierendem Sprachroboter.
Wir lesen das und müssten entsetzt sein, wie reduziert das Innenleben des Menschen betrachtet wird. Offensichtlich sind wir uns nicht mehr im Klaren, was ein Mensch überhaupt ist und welche bedeutungsvolle Dimension jeder Mensch mit seiner schöpferischen Individualität in sich trägt.
Es wird zunehmend eng für den Menschen. Dies erzeugt Angst, schleichende Emotionalisierung als Ausweichbewegung und insbesondere mehr psychische Krankheit in der Gesellschaft. Nach den Daten der gesetzlichen Krankenkassen ist die Relevanz der psychischen Belastungen und Erkrankungen in den vergangenen 40 Jahren merklich angestiegen (z.B. Studien BKK Dachverband, DAK psychreport).
Als Ausgleich zum Berufsalltag empfiehlt sich Sport, für dessen Ausübung Teile der Gesundheitsbranche u.a. Fitness-Armbänder mit hinterlegten Apps empfehlen. Warum beobachtet man nicht stattdessen die Variationen der Atmung und Bewegungen? Immer mehr elektronische Artikel sollen dem Menschen Wohlgefühl und vermeintliches Wissen vermitteln, indem sie eigenständige Wahrnehmungen „ersparen“.
Mit dem Wunsch nach Ausgleich wächst allgemein gesehen der Markt an Wohlfühl-, Entspannungs- und Achtsamkeitsangeboten. Die Vielfalt und Möglichkeiten sind grundsätzlich zu begrüßen. Jedoch sehen diese den Menschen oft „zu klein“ : Tagsüber arbeiten wir an Technisierung und Systematisierung, (noch) mehr Wohlstand und Sicherheit erhoffend. Abends versuchen wir, Folgeschäden und Nebenwirkungen an Körper und Psyche wegzutrainieren.
Um die Geschichte und den aktuellen Stand dieser Ver(w)irrung mehr zu verstehen, wollen wir zunächst in Werken bedeutender Denker und Naturwissenschaftler einigen Wegmarken der abendländischen Kulturentwicklung nachgehen.
Die Beschäftigung mit einer zeitgemäßen Yogawissenschaft und einem ganzheitlichen Menschenbild macht deutlich, dass die Lücke zwischen den üblichen Vorstellungen von Fortschritt und dem Wunsch nach seelischer Entwicklung durch erfüllende Tätigkeiten und Beziehungen zu groß geworden ist. Ein innerer Schritt steht in unserer Zeit und abendländischen Kultur an, welcher die Früchte der neuzeitlichen Wissenschaft und Technik mit dem Wissen über die geistig-seelische Existenz des Menschen vereint.
Wie können die individuellen Schritte aussehen, die den Menschen in unserer gegenwärtigen Kultur zu seinem angemessenen Stand führen?
Die Veranstaltung besteht aus einem Vortrag und Gespräch.
Termin: 27.November 2021, 19:00-21:00, Kosten: 10 Euro
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